04.12.2015 Reisebericht vom November

Unsere Reise im November 2015 nach Nepal war sicher diejenige, die uns am meisten ans Herz ging.

Wir waren eine Woche in Kathmandu und hatten zahlreiche intensive, interessante und bewegende  Begegnungen mit Freunden, Bekannten, Lehrern und Schülern.
Da Ferien waren, konnten wir zwar alle Alumni aber nur wenige Schüler treffen. Wir werden die Paten gesondert darüber informieren.
Überall wurde uns als Vertretern des Sherpa Fonds  große Dankbarkeit entgegengebracht. Überall mussten wir aber auch bedrückende Schilderungen der alltäglichen Schwierigkeiten der Bevölkerung hören.
Nepal hat weiterhin mit den Folgen des Erdbebens zu kämpfen; zahlreiche Häuser sind noch beschädigt, Kathmandus Altstadt mit ihren schönen Tempeln ist so entsetzlich zerstört, dass man weinen muss bei diesem Anblick.
Auch in Bhaktapur sind Tempel und Häuser einfach verschwunden...
Die von der Regierung versprochenen 1.500 NPR (etwa 150 €) für Erdbebengeschädigte sind bisher zumindest an keinen unserer Gesprächspartner oder deren Bekannte gezahlt worden.

Bei allen Begegnungen wurde deutlich, wie traumatisiert die Menschen sind, auch wenn sie versuchen, dies mit einem Lächeln zu verbergen.

Zu all dem kommt eine verworrene politische Lage, die für die Menschen die nächste Katastrophe bedeutet.

Experten sprechen bereits von der Gefahr eines neuen Bürgerkriegs. Infolge einer seit knapp drei Monaten  existierenden Grenzblockade in Südnepal - die dort ansässigen indischstämmigen Madhesi fühlen sich von der neuen Verfassung ungenügend repräsentiert und Indien scheint die Gelegenheit zu nutzen, um eigene Interessen durchzusetzen -  können weder Lebensmittel noch Öl und Benzin nach Nepal transportiert werden. Das hat zu einer krassen Verschlechterung der Versorgungslage geführt. Als Folge sind seit Ende September 1,7 Millionen Nepalesen zusätzlich unter die Armutsgrenze gefallen. Die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen, der öffentliche Transport ist zusammengebrochen, Fabriken sind geschlossen, Baustoffe  fehlen;  es gibt kein Gas zum Kochen und kein Benzin. Kilometerlange Warteschlangen sind überall zu sehen. Schulbusse können nicht fahren, unsere Schulleiter wissen nicht, wie sie demnächst die Schulspeisung gewährleisten können. Zu Schulbeginn fehlte etwa die Hälfte der Schüler, weil es keine Transportmöglichkeit aus den Dörfern gab.
Die meisten unserer Familien sind bitterarm und demzufolge besonders hart betroffen. Die Versorgung einer vierköpfigen Familie mit Grundnahrungsmitteln (Reis, Linsen, Kichererbsen, Mehl, Zucker, Tee, Öl zum Kochen) kostet etwa 65 € pro Monat. Wir haben mit unseren Schulleitern darüber gesprochen, wie zumindest den bedürftigsten Familien geholfen werden kann. Schnelle, konkrete Hilfe ist nötig. Experten wie die GIZ sind der Auffassung, dass dies derzeit nur über nichtstaatliche Hilfsorganisationen erreicht werden kann. Deshalb beabsichtigen wir, einen Teil der Spendengelder für die Beschaffung von Lebensmitteln für arme Familien zur Verfügung zu stellen.

Unsere Reise hat uns gezeigt, wie wichtig unser Besuch war und wie sehr die Menschen unsere Hilfe schätzen. Der Vater eines unserer Alumni sagte bei einem Treffen über seinen Sohn: "Wir haben ihm das Leben gegeben, der Sherpa Fonds gibt ihm eine Zukunft".

Im Namen unserer Kinder und deren Familien sowie der Schulen danken wir Ihnen allen sehr herzlich für Ihre Unterstützung und hoffen, dass Sie Nepal auch weiterhin helfen.