05.02.2016 Doreen Kindermann, Bericht vom Besuch des Langtang-Tals mit Chuni und Dindu Jangba

Es war schön und bedrückend zugleich. Schön, weil es in den Bergen einfach immer schön ist.

Bedrückend war, dass so viel zerstört ist, ich zu jedem kaputten Haus eine traurige Geschichte gehört habe und alles menschenleer schien. Wir haben eigentlich fast nur Maultiere, Ponys und ein paar alte Leute getroffen. 

langtang tal militaer gebaeude 320x215    
    Übernachtet haben wir in der Army Post, die gleich
    hinter der Lodge von Chuni und Dindu liegt, die
    wurde vom Militär nach dem Erdbeben verlassen und
    eigentlich darf da auch keiner mehr wohnen, denn
    sie liegt auch direkt an einer Steilwand. Ganz Goda
    Tabela darf auf der bisherigen Flussseite nicht mehr
    bewohnt werden und auch der Trail wurde schon auf
    die andere Flussseite verlegt.                

 

 
Wir vor dem Hauptgebäude des Militärs, das nur teilweise zerstört war.

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Goda Tabela. Das war das Hauptgebäude mit den Zimmern der Jangba-Lodge, das bis auf eine Außenmauer komplett von dem Erdrutsch weggefegt wurde. 

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Küche und Speiseraum, zerstört. 

Langtang Jangba Kche 
Hier war der Wohnraum der Familie, auch komplett weg. Einige wenige Küchensachen konnten Chuni und Dindu noch retten, das meiste ist aber verschüttet und zerstört worden, bzw. dann durch den Monsun-Regen zunichte gemacht worden.

 Langtang Jangba lodge 
Das ist noch übrig geblieben von der Lodge, eigentlich nur der Speisesaal.

Am nächsten Tag sind wir dann weiter Richtung Langtang und Kyangin Gompa gelaufen. Ich hatte schon einige Bilder von Langtang gesehen, aber dann wirklich eine gute halbe Stunde über das Geröllfeld zu laufen und zu wissen, dass hier mal ein ganzes Dorf stand und unter diesem ganzen Geröll die Toten liegen, die nie gefunden wurden, war sehr beklemmend und traurig. 

Chuni hat bei dem Erdbeben ihren Bruder mit Ehefrau, ihre Schwester und ihren Onkel verloren, Dindu seine Mutter und seine Tante. Dhiki ist ja bei der Grossmutter aufgewachsen, für sie ist es glaube ich am schwersten. Und auch Dindu wirkt sehr bedrückt, vor allem weil die Zukunft auch so unsicher ist. Er hat immer wieder betont, wie sehr er das Langtang-Tal und insbesondere Goda Tabela liebt und wie sehr er hofft, dass sie wenigstens von der Regierung die Zustimmung bekommen, auf der anderen Seite wieder ein kleines Teahouse aufbauen zu dürfen. Aber das ist eben alles sehr unsicher. Chuni hat immer wieder von der grossen Lawine gesprochen und wie viele Menschen gestorben sind.  

Langtang Village 01   Langtang Village 02
Das war Langtang-Village.

Langtang Chunis Elternhaushaus  Langtang Chunis Bruder Haus
Das sind die Reste von dem Haus, in dem Chuni aufgewachsen ist. Der Bruder Lhakpa von ihr wohnt im Moment noch dort, er passt auf die Yaks und die zwei Kühe auf. Er ist sehr schwerhörig und kann auch kaum sprechen. Chuni hat noch eine ältere Schwester, die sie aufgezogen hat, denn als Chuni 6 Jahre war, ist ihre Mutter im Fluss ertrunken.

Chunis Bruder Lhakpa
Ich hatte Lhakpa ein paar Sachen mitgebracht und er hat sich sehr gefreut und sie gleich alle bunt gemischt angezogen. Vor allem ist er im Moment sehr allein da draussen und hat enorme Angst vor einer Lawine. Das Haus muss auch umgesiedelt werden und darf nicht mehr an der alten Stelle aufgebaut werden.  

Langtang village Haus 
Das ist das einzige Haus, das in Langtang Village stehen geblieben ist, weil es direkt an der Felswand klebt.

Langtang Alte 
Zur Zeit wohnen wirklich nur die alten Menschen in Langtang, weil sie das Leben in Kathmandu nicht ertragen können. Aber sie haben kaum das nötigste an Lebensmitteln. Die alte Frau haben wir getroffen, sie hat gerade mit ihrem Mann ein Zelt in Kyangin Gompa, hat in Langtang nach den Kühen geschaut, ist dann mit uns nach Goda Tabela gekommen, hat dort Abendessen bekommen, hat übernachtet und ist am nächsten Morgen - mit einem Sack mit Zucker, Mehl, Tee usw. wieder zurück. Das fand ich eigentlich mit am faszinierendsten. Alle helfen sich gegenseitig, so gut es geht. 

Trotzdem wird das mit dem Wiederaufbau, der gerechten Verteilung der Spenden (also der Baumaterialien) und der Landvergabe noch eine riesige Herausforderung für alle Bewohner des Tales.

Dindu gibt sich sehr zuversichtlich, manchmal glaube ich allerdings, daß es auch ein bisschen Zweckoptimismus ist. Die nächsten zwei, drei Jahre wird im Langtang-Tal sicher nicht so viel laufen.